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Inhaltsübersicht

Das Thema Kinder ist hoch aktuell. Gesellschaftspolitische Aspekte wie z.B. der Geburtenrückgang, gewollte oder ungewollte Kinderlosigkeit, Karriere oder Kind?, zu wenig Krippenplätze oder der Mädchenlook der neusten Frauenmode werden genauso aufgegriffen wie biblische und ausserbiblische Bezüge: Nachdenken über Gotteskindschaft, exegetische Studien über das berühmte „Kinderevangelium“ und das Aufspüren der Kindheit Jesu in den apokryphen Evangelien. Ein Mix, der nur FAMA gelingt und für ein breites Publikum aufbereitet ist.

Christa Zopfi
Warum noch Kinder haben?

Marlene Crüsemann
KinderReich
Exegetische Skizze zu Mk 10,13-16

Susie Reinhardt
Die Kinderlose – eine karrieregeile Zicke?

Esther Quarroz-Wildbolz
Ich, eine Frau?
Gedanken zum Frausein (ohne eigene Kinder)

Monika Hungerbühler
Das Kind Jesus

Li Hangartner
Gotteskindschaft
Liebe macht bedürftig, aber nicht unerwachsen.

Silvia Strahm Bernet
Girls Girls Girls
Unschlüssige Grübeleien


Editorial

Monika Hungerbühler „Schreib du das Editorial, du hast Kinder…“ meinten meine beiden kinderlosen Basler Mitredaktorinnen. Nun ja, dachte ich, da hast du’s. Aber irgendwie haben sie ja Recht, denn mit meinen beiden Kindern, zwölf und vierzehnjährig, verfüge ich über eine gewisse, wenn auch nicht allzu grosse Erfahrung mit Kindern: Ich kenne ein Stück des überschwänglichen Glücks mit Kindern, die Not und die Aggressionen, die sich auch einschleichen, das Ziehen der Liebe, den kleinen Stolz, Angst auch und Schmerz. Ich weiss um den lockeren, fröhlichen Alltag mit Kindern, das Lachen, und ich kenne genau so die Mühen des ewigen Wiederholens, des Grenzen-Setzens und Aushaltens und die Lust, alles hinzuwerfen. Und natürlich kann ich mir ein Leben ohne meine Kinder und das ständige Lernen von ihnen und Staunen über sie nicht mehr vorstellen. Auf der anderen Seite ist gerade das Kinderhaben kein Garant dafür, sich mit Kindern auszukennen (und daher gute Editorials zu schreiben!), zu wissen, was sie brauchen, wo sie zu schützen, wo zu begrenzen und wo sie zu fördern sind. Stichworte wie sexuelle Übergriffe auf Kinder in der eigenen (Gross-)Familie, Kinderpornographie, Kinderarbeit usw. bezeugen dies. Das Thema Kinder scheint aber nicht nur in meiner Welt dauerpräsent zu sein, sondern es kommt auch von aussen auf mich zu: zum Beispiel in der Ausstellung des Historischen Museums Basel mit dem Titel „Kinderleben in Basel“, die vom 20. Oktober 2005 bis zum 13. März 2006 in der Barfüsserkirche in Basel gezeigt wird. Das Thema Kinder begegnete mir jüngst auf Radio DRS II, als ein ganzer Sonntag lang sowohl Musik für und von Kinder/n, als auch Gesprächsrunden, eine Collage aus Wort und Musik, Beiträge über ganz normale Wunderkinder und vieles mehr gesendet wurde. Auch das neuste Heft von „Bibel heute“ erschien mit dem Titel „Kinder in der Bibel“, und der diesjährige Deutsche Evangelische Kirchentag hat unter dem Motto stattgefunden: „Wenn Dein Kind Dich morgen fragt …“. Dann wird im historischen Museum Luzern derzeit und noch bis Januar 2006 eine Ausstellung zum Thema  Kinderbuch bzw. zur Geschichte und zum Wandel des Kindheitsbildes gezeigt. Im Magazin 42/05 des Tages-Anzeigers war ein langer Artikel zum Thema „Einzelkinder“ publiziert und im gleichen Magazin 16/05 textete Michèle Roten zum Thema Erziehung “Vergesst Dior – Babys sind angesagt! Diese Saison trägt man: Keilabsätze, Ethnoschmuck, Baby. Denn für die hippe Jugend gehören Kinder zum  Lifestyle.“ Kinderthemen noch und noch. Das Thema scheint hoch aktuell. Auch im FAMA-Redaktionsteam! Und hier endlich darf es gesagt werden: Zwei FAMA-Redaktorinnen haben dieses Jahr Töchter bekommen. Ursula Vock im Frühling eine Anna Katharina und Tania Oldenhage im Sommer eine Philine. Nochmals herzliche Gratulation an dieser Stelle! Während sich die einen Redaktorinnen mit der Erholphase vom Gebären, mit Stillen, Abstillen, Schlafzeiten und vielem mehr befassen, pendeln die anderen FAMA-Kinder zwischen daheim und der Kindertagesstätte, die grossen FAMA-Kinder kommen munter in die Pubertät, aus der Pubertät, machen  Matur, schliessen ihre Ausbildung ab, sind mitten am Studieren… Gründe genug also, sich mit dem Thema Kinder auseinander zu setzen! In der Tat gibt das Faktum, dass letztes Jahr pro Schweizerin nur 1,3 Kinder statt der nötigen 2,1 auf die Welt kamen, zu denken. „Herrjeh, die SchweizerInnen sterben aus!“ (ebenso wie auch die ItalienerInnen, SpanierInnen und die Deutschen), eröffnet die Deutsche Diplompsychologin und Autorin Susie Reinhardt ihren Artikel. Unter dem provokativen Titel „Die kinderlose Frau – eine karrieregeile Zicke?“ geht sie den zahlreichen Vorurteilen rund um die Themen „Frau ohne Kind“ und „Mutterliebe“ nach. Zum gleichen Thema – die kinderlose Frau – protokolliert Esther Quarroz-Wildbolz ihre ganz persönlichen Gedanken zum Frausein ohne Kind und zum eigenen Frauenkörper, der sich über einen sehr langen Zeitraum monatlich bereit macht für „diesen möglichen Zyklus von Empfängnis und Schwangerschaft“. Sie lässt die Leserin/den Leser intime Blicke in ihr Inneres tun. Mit Marlene Crüsemann werden wir in die Welt der Bibel entführt und hinein  genommen in eine spannende exegetische Skizze zu Markus 10,13-16, wo es um die Interpretation des Schlüsselsatzes geht: „Wer das Gottesreich nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hinein kommen.“ Ebenfalls aus dem Fundus des biblischen Bilder- und Geschichten-Schatzes schöpft Li Hangartner in ihrem Essay zur Gotteskindschaft. „Es gibt zwei Augenblicke im Leben, wo wir am wenigsten MeisterInnen unserer selbst sind: in der Stunde der Geburt und in der Stunde des Todes.“  Eine Tochter Gottes zu sein bedeutet aber nicht, so Hangartner, unerwachsen und ein Leben lang abhängig bleiben zu müssen. „Wer wirklich geliebt wird, wird nicht kleingeliebt, sondern in die Erwachsenheit hineingeliebt. Liebe macht bedürftig, aber sie macht nicht unerwachsen.“ Einen Schritt aus dem biblischen Stoff hinaus macht Monika Hungerbühler, indem sie einige der lustigen und zum Teil skurrilen Geschichten über das Kind Jesus aus den apokryphen, das heisst nicht biblischen, ausserkanonischen Evangelien aufgreift und zum Weiterlesen animieren will: Jesus, das Wunderkind, Jesus, der Schüler, Jesus, der Tierbändiger usw. Einen Leckerbissen besonderer Art serviert uns die Glosse von Silvia Strahm Bernet mit ihren unschlüssigen Grübeleien zu Girls, Girls, Girls – und den Frauen, die wir Girls aussehen sollen oder wollen. „Der flächendeckende synthetische Jugendwahn der ganzen Gesellschaft“ generiert Blüten, vor denen sie mit Kopfschütteln, Fragen oder eben Grübeleien steht. Der Grundsatzartikel der Journalistin Christa Zopfi schafft eine Ausgangslage für die zahlreichen Gedanken, die man und frau mit oder ohne eigene Kinder sich über Kinder und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen machen muss, die es braucht, damit Frauen sich nicht zwischen Kind oder Karriere entscheiden müssen oder Kinderhaben zu einer Armutsfalle wird. Bei kaum einem anderen Thema verschränken sich das Private und das Politische so stark wie hier: zu wenig Krippen, Horte und Tagesschulen, rückläufige Geburtenraten, Kinderzulagen, Familienpolitik, Familienarmut usw. Das Thema  „Kinder“ geht alle an. Denn: Kinder sind die Zukunft jeder  Gesellschaft.

2005_4_Ganzes Heft als PDF