Inhaltsübersicht
Schlaf. Ein alltägliches Thema. Oder besser: ein allnächtliches. Und wenn es einmal nicht allnächtlich ist, wird seine Bedeutung um so mehr bewusst. Ohne Schlaf kein Leben – und doch vergleicht der Volksmund gerade den Tod mit dem Schlaf. Schlafen heisst auch abschalten, entspannen, sich ausliefern, aus der Welt zurücknehmen, brach liegen.
Tania Oldenhage
Schlaflos
Reinhild Traitler
Siehe, sie schläft nicht!
Vom Schlafen und Wachen in der Bibel
Inga Haese
Stillgelegt
Eine Stadt schläft sich gesund
Donata Schoeller
Randzonen
Wo Denken und Schlafen sich begegnen
Moni Egger
Schlafende Väter beissen nicht
Noah, Lot und ihre Kinder
Sabine Brändlin
Schlafgespräche
Schlaf als Thema der Seelsorge
Christine Stark
Vom Niedersingen
Die dunkleren Seiten der Wiegenlieder
EDITORIAL
Schlafende Hunde soll frau nicht wecken … und schlafende Männer? In der Bibel wimmelt es von solchen geradezu. Es beginnt ja schon beim ersten Schlaf des ersten Erdlings, aus dem dann die zwei Geschlechter hervorgehen; lebensgefährlich wird der Schlaf für Samson und den Hauptmann Sisera: Er kostet sie ihre ganze Kraft bzw. sogar den Kopf. Aber dieser Schlaf eröffnet auch neue Welten, einmal dem Jakob auf der Flucht, dem Joseph gibt er Macht über den Pharao und dem zweiten Joseph, dem Verlobten Marias, retten sein Schlafen und Träumen das Leben, da ihm die Flucht befohlen wird. Aber wie steht es mit schlafenden Frauen? Schlafen die weniger, anders? Tatsächlich fällt mir nur das Gleichnis der zehn Jungfrauen ein, die mit ihren Lämpchen an der Strasse sitzen. Den einen bleibt ein frohes, den anderen ein schlechtes Erwachen. Und Gott? Schläft Gott? Schafft Gott schlafend neue Träume, die uns gleichsam Wegweiser sind, wie es die Aborigines glauben: Ihre Vorfahren zogen singend und träumend durchs Land und schufen damit Traumpfade, auf denen diese heute noch wandeln. Der Schlaf ist ein lebensnahes Thema – jede ist schliesslich froh, wenn die Nachtruhe ungestört verlief und viele wissen, was es heisst, eine Nacht zu durchwachen – als Hüterin des Schlafes eines Kindes oder im sonstigen Dienst an den Menschen. Wir brauchen Menschen, die unseretwegen auf ihren Schlaf verzichten: Allen Hebammen, Krankenschwestern, ÄrztInnen, ZugführerInnen etc. an dieser Stelle ein grosses Danke! Sie lesen in diesem Heft noch mehr vom biblischen Schlaf, vom Schlaf Gottes und wie selbst Landschaften sich gesund schlafen können; Sie lesen von schlaflosen Nächten und finden den Schlaf als Thema in Gesprächen und als Ort, an dem Bewusstsein vielleicht da, aber nicht mehr klar ist. Die Bildstrecke zeigt nicht die schlafenden biblischen Männer, sondern echte schlafende Orte, denen aber die Lebendigkeit deswegen nicht abhanden gekommen ist.