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Inhaltsübersicht

Nicht selten vergisst die Forschung bereits Herausgefundenes. Zum Beispiel über das Vergessen, zumal dann, wenn es nicht ins gängige Bild der Geschlechterrollen passt. * Menschen vergessen im Alter und verknüpfen voneinander unabhägige Erinnerungen zu eigenwilligen neuen Lebensgeflechten. * Andere können nicht vergessen, dass ihnen Gewalt angetan wurde etwa, denn Vergebung ist eine Steilwand. * Geschichtsvergessenheit wird der jungen Generation vorgeworfen. Aber vielleicht sind es auch die ‹Mütter der Frauenbewegung› die manchmal vergessen, wie auch sie selbst in jungen Jahren ihre Kämpfe eigenständig kämpfen wollten? * Und irgendwo die Gewissheit, dass Gott die Vergessenen sammelt.

Katja Wißmiller
«Mit tiefer Liebe will ich dich sammeln»

Gottes Wort im Fundbüro

Esther Straub
Gedächtnislücke beim letzten Mahl?
Erinnertes und Vergessenes in Mk 14

Eva Schumacher
Feminismus? Kannst du vergessen!
Frauenbewegungen in der Schweiz

Brigitte Affolter
Mutters Bilder hängen in anderen Zimmern
Mit dementen Menschen umgehen

Marianne Reifers
Vergeben und vergessen 

Die Steilwand ruft!

Gabriele Kastner
Vergessen, verdrängt oder abgespalten?
Zur Psychologie des Erinnerns

Monika Hungerbühler
Walpurgisnacht in der Kirche


EDITORIAL

Moni Egger

Auf dem Weg zur Planungssitzung für diese FAMA-Nummer habe ich meine schöne gelbe Jacke im Zug vergessen. Kein Wunder! Hab ich doch grad so viel im Kopf und muss es bewegen, dass da gut und gerne mal etwas zwischen den Hirnzellen durchfallen kann. Bin froh, dass es nichts Schlimmeres ist. Bloss nichts vergessen – heisst das Mantra meiner Tage. Zum Glück habe ich mit Computer und Papieragenda zwei externe Hirne, die mir diese Aufgabe erleichtern. Aber nicht alles nehmen mir diese unentbehrlichen Begleiterinnen ab. Wieder einmal stehe ich da bei Kursbeginn und habe den Namen einer Teilnehmerin vergessen. Wenig später öffne ich meinen Mund, um ein Lied anzustimmen – und habe den Text komplett vergessen. Manchmal helfen Fotos. Mit dem Bild der Teilnehmerinnen kann ich zu Hause ihre Namen üben. Aber bei Zufallsbegegnungen hilft dieser Trick nicht weiter. Und für die Ferienerinnerungen erweisen sich Fotos sogar als kontraproduktiv: Statt dass ich mich an das Urlaubserlebnis erinnere, drängen sich die geknipsten Bilder in den Vordergrund meines Gedächtnisses. Habe ich das tatsächlich selbst erlebt? Oder nur ein Bild davon gesehen? Ausgerechnet was als Erinnerungsstütze gedacht war, dient dem Vergessen. Ist also unsere Bildkultur eine Kultur des Vergessens? So hat doch schon Platon gewettert, durch das viele Aufschreiben gehe das menschliche Gedächtnis zu Grunde! Wir kennen es aus der feministischen Forschung: Das Aufschreiben von bestimmten Geschichten auf bestimmte Art hat alles, was in diesen Geschichten nicht Platz hat – Frauen, Kinder, Machtlose – dem Vergessen preisgegeben. Immerhin: Was vergessen wurde, kann manchmal wieder gefunden werden. Sei es durch akribische Forschung unter Anwendung einer Hermeneutik des Verdachts, sei es bei einem gemütlichen Bummel durch den Fundsachenverkauf des ÖV. Geschichten von Letzterem (zum selbst Ausdenken) erzählt die Bildstrecke dieser FAMA. Katja Wißmiller hat vergessene Kostbarkeiten geknipst. Bilder von Vergessenem, das darauf wartet, gefunden zu werden. Meine gelbe Jacke ist leider nicht dabei. Zum Seitenanfang

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