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Inhaltsübersicht

Gemeinsam mit anderen Leuten zu essen, ist nicht immer selbstverständlich. Das war bereits vor der Corona-Pandemie so. Seit längerem ringt die feministische Theologie mit der Frage, wie Mahlgemeinschaften in religiösen Traditionen reguliert werden: Wer darf mit wem an einem Tisch sitzen? Wer bestimmt, wie Brot und Wein zu schmecken haben? Was bedeutet die Feier der Eucharistie oder des Fastenbrechens in Zeiten von Food Waste? Welche Rolle spielen sakrale Räume? Und was passiert an den Un-Orten unserer Gesellschaft, wenn Menschen nicht einmal selber über ihr Essen bestimmen können? Die FAMA wirft ihren Blick auf eine Palette an Trends, Entwicklungen und Erfahrungen rund ums gemeinsame Essen.

Geneva Moser
Körper von Gewicht

Aysegül Avcik
Essen ist Gottesdienst
Reflexionen aus muslimischer Perspektive

Marilene Hess
Zu Gast auf Erden

Esther Imhof
Zusammen essen
Erfahrungen aus der Asylseelsorge

Irène Kälin
Aufessen bitte!
Ein Appell gegen Food Waste

Stefanie Arnold
Wenn der Auferstandene isst
Reflexionen zu Lukas 24

Alexia Zeller
Abendmahl und Architektur in Oberwil im Simmental


Editorial

«Mahlgemeinschaft» ist ein steiles Wort. Im Alltag benütze ich es nicht. Weil ich eher sagen würde «Essen gehen», oder: Wir haben zusammen gegessen. Mahl­gemeinschaft klingt für mich nach Poesie, die sich vor der Überhöhung nicht zu scheuen braucht. Von daher passt das Wort in meinen Augen in die Liturgie und zum Gottesdienst. Hier geht es ja immer um das «Mehr» und das «Grössere», um das, was wir tun und was uns dabei selbst übersteigt.

Mir gefällt es, dass uns für diese FAMA­Ausgabe kein besseres Wort eingefallen ist, um sie zu bezeichnen. Im Grunde ist uns kein treffenderes Wort in den Sinn gekommen. Nicht, weil es diesmal ausschliesslich um Liturgie und das Mahl im religiösen Umfeld gehen wür­de. Sondern: Essen ist Essen und ist eben doch meist mehr als das. Essen heisst Ressourcen, Verwendung und Verschwendung; Essen heisst Genuss und Verzicht; es heisst eingeladen sein und ausgeschlossen werden; Essen braucht Raum und Gestaltung. Ist Essen ein Mahl, dann hat es, zumindest in meinen Ohren, etwas Feierliches und geschieht mit anderen. Mahlgemein­schaft eben.

Das schön klingende Wort ruft mir auch ins Bewusst­sein, wie wenig selbstverständlich das ist, was es zum Ausdruck bringt. Die Natur nährt uns mit dem, was unsere Natur als Lebewesen braucht. Und kulturelle Errungenschaften sind es, Nahrungsmittel zu kulti­vieren und kultiviert miteinander zu essen. Bis es kippt in Übermass, Völlerei und Ausbeutung, bis sich die Zerstörung mit an den Tisch setzt. Wir brauchen drin­gend das Bewusstsein dafür, wie wenig selbstver­ständlich Essen ist. Dass Mahl halten in unseren reli­giösen Traditionen mitunter eine wichtige Rolle spielt, scheint mir von daher unmittelbar einleuchtend: Ist doch die Weise, wie und womit wir uns ernähren, ein unbestechlicher Gradmesser dafür, welchen Wert wir Verbundenheiten geben.

Diese FAMA­Ausgabe möchte wie ein reich gedeckter Tisch sein. Wir wünschen Ihnen einen nachhaltigen Genuss und in diesem Sinne eine frohe «Mahlgemein­schaft».

 

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