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Inhaltsübersicht

1962, also vor 60 Jahren, forderte die Schweizer Juristin Gertrud Heinzelmann mit einer Eingabe an das II. Vatikanische Konzil die Zulassung von Frauen zum Priesteramt. Viele Kirchenmänner, die heute das Sagen haben, waren damals noch nicht einmal mit dem Studium fertig. Andere trugen vielleicht noch Windeln, wenn sie denn schon geboren waren. In Rom hat sich in der Frage seither kaum etwas bewegt. An der Basis jedoch regt sich Widerstand – entweder in Form der Bewegung Maria 2.0, manchmal sogar unter den Bischöfen. Vor 60 Jahren taten sich aber auch noch viele reformatorische Kirchen schwer mit der Frauenordination. Doch sind heutige Pfarrerinnen am Ziel, und wenn ja an welchem? Denn schliesslich lässt sich die Ämterfrage nicht nur auf theologische Funktionen einengen, sondern umfasst sämtliche Leitungspositionen. Die Ämterfrage treibt Frauen weiter um, nicht nur in den christlichen Konfessionen, sondern auch in anderen Religionen. Zeit also, dass die FAMA die Frage nach Amt und Würde stellt.

Jane Davies Huber, Brigitte Seger, Anne Lotte Heyn Cossalter, Denise Vosseler
Kein Amt höher als das andere
Quäkerinnen über ihre Amtserfahrungen

Amira Hafner-Al Jabaji
Gebet in Würde
Eine muslimisch-feministische Gratwanderung

Tania Oldenhage im Gespräch mit Elke Kreiselmeyer
Acht Frauen auf einer Freske
Eine römisch-kathlische Gemeinde entscheidet sich für ein neues Kunstwerk

Bettina Wiesendanger
Professioneller Dilettantismus
Selbstbefragung einer reformierten Pfarrerin

Christiane Florin
Die Würde und ihre Möglichkeiten*
Über die Zuschreibung von Zweitrangigkeit

Karin Klemm
Bis wahr wird, was recht ist
Die römisch-katholische Junia-Initiative

Theresa Hüther
Die Vielfältigkeit Gottes* in Bewegung
Christkatholische Überlegungen zu Repräsen-Tanz

Bea Wyler
Frauen im Rabbinat
Der Weg zur jüdischen Frauenordination

* dieser Artikel ist auf famabloggt.wordpress.com


Editorial

Jeannette Behringer

Würde besteht darin, sich als Mensch in verschiedenen Möglichkeiten denken zu dürfen, schreibt Christiane Florin in ihrem Artikel so einprägsam.

Für eine geschlechtergerechte Gesellschaft bedeutet das, dass Männer sich ohne Bedenken in die Hälfte der Care-Arbeit stürzen dürf(t)en und Frauen mit Lust und Wonne viel mehr Ämter antreten und einnehmen. Die Autorinnen dieses Hefts zeigen aus verschiedenen Blickwinkeln, was es bedeutet, ein Amt mit Würde zu versehen, es auszufüllen, zu leben, zu gestalten.

Es gibt eine beeindruckende Fülle von Beispielen, die zeigen, wie Frauen ihre Möglichkeiten nutzen, ihre Visionen, ihre Kompetenzen in verschiedenen Ämtern zu gestalten und zu handeln. Unsere Bildauswahl dazu spricht Bände. Und dabei handelt es sich keineswegs um Ausnahmesituationen, wenn eine Frau ein Amt, auch ein höheres, besetzt. Natürlich soll hier nicht einer bereits bestehenden Parität das Wort geredet werden. Und doch nehmen Frauen wesentlich häufiger Ämter ein, als es oft dargestellt wird. Rhetorisch allerdings ist diese Sprachfigur der „Ausnahme“ bis heute in unseren Köpfen. Sie sollte nicht unsere Realität zementieren.

Der Antritt eines Amtes bedeutet, Themen und Prozesse gestalten zu können: Als Beziehungsarbeit, als Funktion in einer vernetzten Arbeitsteilung, als Reform, als Koordination, als Entscheidungsbefugnis. Ämter bieten also eine Chance, sie mit der eigenen Vorstellungskraft zu füllen, umzugestalten oder zum Besseren zu verändern. Frauen gestalten Würde: Indem sie ihre Vorstellungen in Respekt vor den Zielen des Amtes, den innewohnenden Funktionen und entsprechenden Regeln gestalten. Die kritische Distanz, die gerade feministische Perspektiven auf Ämter geworfen haben, ist gleichzeitig eine Chance. Eine Chance, die kritische Distanz in die Ausgestaltung einzubringen: Die Zustimmung und das Getragensein in Ämtern durch andere; die zeitliche Befristung, sei das Amt politisch, theologisch, liturgisch oder gesellschaftlich; die stetige Unterscheidung zwischen Anforderungen des Amtes und rein persönlichen Zielen.

Raum greifen, Platz nehmen – immer noch ist diese Forderung der Frauenbewegung aktuell. Für Ämter in Würde, die Zukunft gestalten.

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