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Inhaltsübersicht

50 Jahre nach der Publikation von

Die Grenzen des Wachstums

liegt die Frage nach dem rechten Mass weiterhin in der Luft. In der Pandemie haben viele Menschen gelernt, mit weniger auszukommen. Ob diese neuen Erfahrungen und Kompetenzen zu nachhaltigen Veränderungen führen werden, ist ungewiss. Die FAMA bringt feministische und religiöse Perspektiven auf ein Thema, das auf neue Weise unter den Nägeln brennt.

Jeannette Behringer
Weniger, aber das Richtige
Die Kunst des Unterlassens

Helga Kohler-Spiegel
Was Menschen brauchen
Einsichten aus der Entwicklungspsychologie

Salomé Perret, Khodia Dramé
Über das Glücklichsein
Ein Gespräch am Senegal

Ute Knirim
zwei oder drei
Was ist genug in der Kirche?

Hanna Kandal-Stierstadt
Gott allein genügt

Lina Awilé, Kodess Boujnah,
Amina Cherni
Zaka ̄t: Ein islamischer Beitragzur Suffizienz-Debatte

Hildegard Aepli
Mahnmal für vergessene Frauengeschichte
Wiborada von St.Gallen


Editorial

Tania Oldenhage

1989 bin ich von zu Hause weggezogen. Das Zimmerchen, in das ich zog, lag im Keller eines biederen Mehrfamilienhauses in einem öden Vorort irgendwo in Hessen. Ich hatte weder zu einer Küche noch zu einem Badezimmer Zugang. Es gab ein Klo ganz hinten im dunklen Gang. Von aussen betrachtet lebte ich damals in kargen, trostlosen Verhältnissen. Aber ich weiss, dass ich dies nicht so empfand. Mir ging es gut – wie einer Kaktee in der Wüste. Diese Erinnerung hilft mir heute in meinen Versuchen, die Masse an Dingen in meinem Leben zu reduzieren. Ich weiss, ich konnte schon einmal mit wenig leben. Vielleicht werde ich es wieder schaffen.

Genügsamkeit oder «Suffizienz» wird in unserer Zeit immer wichtiger. Suffizienz bedeutet nicht, dass ich auf vieles verzichte, sondern dass ich die Gabe habe, mit wenigem gut zu leben. Und das ist – wie Jeannette Behringer in diesem Heft betont – ein wichtiger Unterschied.

Dabei frage ich mich: Gibt es auch so etwas wie eine theologische Genügsamkeit? Theologisch gesehen war es 1989 ebenfalls recht karg um mich herum. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Es war trostlos. Doch das wenige an feministischer Theologie, das mir zur Verfügung stand, reichte mir. Es erfüllte mich. Heute lebe ich jeden Tag mit einer unübersichtlichen Masse an theologischen Impulsen: Bücher, Zeitschriften, Online-Artikel, Podcasts und Blogs, und trotz regel- mässiger Aufräum-Aktionen fliessen die Themen über, sowohl auf meinem Schreibtisch als auch in meinem Kopf. Wird sich auch dieser Überfluss an Theologie irgendwann reduzieren? Was wird bleiben, wenn ich zurückkehre in mein karges Zimmerchen? Wer weiss, vielleicht das ein oder andere FAMA-Heft? Zum Beispiel dieses hier zum Thema Suffizienz?

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