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Inhaltsübersicht

«Frieden, du leiseste aller Geburten» dichtete Hilde Domin. Doch Friede als Normalzustand? In dieser Illusion lebte das westliche Mitteleuropa jahrzehntelang trotz des Kalten Kriegs. Zwar verunsicherte die atomare Aufrüstung, aber ohne Kampfhandlungen in unseren Breitengraden überwog ein Grundgefühl von selbstverständlicher Sicherheit. Dabei ist Frieden keine Selbstverständlichkeit und schon gar nicht «normal». Im Gegenteil ist schon in der Antike der Krieg der Normalfall, es gibt dann allenfalls noch Zeiten, in denen gerade nicht gekämpft wird. Das gilt für die Bibel oder auch für Homer. Die Sehnsucht nach Frieden freilich ist unabhängig davon, wann und wo gerade eine bewaffneter Konflikt ausgetragen wird. Sie zu pflegen und zu durchdenken, ja den Frieden in den Fokus zu stellen, ist schon immer ein feministisches Anliegen, dem wir uns mit dieser FAMA widmen wollen.

 

Meret Yannice Wälti
Wie das Patriarchat Kriege begünstigt
Eine feministische Analyse

Sr. Josée Ngalula
Hellhörig sein
Leben als Theologin in einem Land im Krieg

Luzia Sutter Rehmann und Amira Hafner-Al Jabaji
In Frieden mit Noah / Nu ̄ h

Tania Oldenhage
Selig, die Frieden stiften
Nachruf auf ein Bibelwort
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Marie-Noëlle Yoder und Salomé Haldemann
Das Täufertum, die Gewaltlosigkeit und die Rolle der Frauen

Dolores Zoé Bertschinger
Den Frieden befreien
Schritte in die Aktivität

Christine Stark
Irenes Friedenssortiment
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Editorial

Amira Hafner Al-Jabaji

Letzten Herbst lud eine Kantorei unter dem Titel PEACE PLEASE – VERLEIH UNS FRIEDEN GNÄDIGLICH zu einem Abend mit «intonierten Bitten für Frieden und Menschlichkeit» ein. Der Flyer, eine Bildcollage mit Friedenssymbolen, ganz in Blau und Gelb gehalten, war in meinem elektronischen Briefkasten gelandet. «Eine Einladung zum Frieden!», denkt es in mir. Ich lese den Begleittext: «Martin Luther lebte in einer Zeit, in der ‘bad news’ an der Tagesordnung waren. 1529 wurde Wien durch die Türken belagert und die Sorge in der Bevölkerung Europas war gross.», lauten die ersten zwei Sätze. Und weiter: «In Luthers ‘Verleih uns Frieden’ steckt einerseits die Bitte um Hilfe in der Auseinandersetzung mit dem Papst und den Türken, aber auch der Aufruf, den Frieden in sich selber zu suchen.» Es seien berechtigte menschliche Bedürfnisse wie Selbstbehauptung sowie die Sehnsucht, gesehen und ernst genommen zu werden, die zu Konflikten und zu Krieg führten. Problematisch würden sie dort, wo «das rechte Mass» verloren gehe.

Irgendwie schwingt für mich da plötzlich viel Selbstgerechtigkeit mit: Sind es nicht per se die Anderen, die das rechte Mass überschreiten? Man selbst ist doch immer friedfertig! Es sind «die Feinde», die diesen Frieden stören, vor allem «die Türken», so scheint es mir. Der Text provoziert mich, grenzt mich aus, macht mich «zur Feindin». Da werden alte Feindseligkeiten durch selektive Erinnerung aktiviert. Wenn mit «den Türken» «die Muslime» gemeint sind, bin ich mitgemeint. Luther, der Kämpfer für Gerechtigkeit und Frieden? Vergessen, dass er ein Radikaler war? Einer, der verächtlich über alles Jüdische, Islamische, Katholische, Täuferische sprach und handelte? Luther – einer der das rechte Mass nicht überschritt? Echt? Ich muss protestieren und darauf aufmerksam machen, wieviel Konflikt-Potential in so einem Kon-Text steckt, wie er Unfrieden schafft. Ich haue in die Tasten und – lösche mein Schreiben sofort wieder. Streit zu unterlassen, auf Provokation nicht immer zu reagieren, scheint mir plötzlich der wirkliche Beitrag, den ich für den Weltfrieden und für meinen eigenen leisten kann.

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