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Inhaltsübersicht

Manchmal ist der Fall klar und eine Lüge leicht zu erkennen. Aber öfter gibt es Graubereiche. Und gänzlich unscharf wird das Bild, wenn die Frage nach der Bewertung von Lügen dazukommt: Vielleicht ist eine Lüge manchmal die bessere Wahl? Wer lügt wie und wann? Haben Lügen ein Geschlecht? Zweierlei ist sicher: Gewisse Menschen profitieren von Lügen, und manche belügen sich selbst. Dass das Thema derzeit gesellschaftlich und politisch so aktuell ist, nimmt die FAMA als Herausforderung, zwischen die Lügenzeilen zu schauen und vielleicht sogar ein paar Wahrheitsfunken zu entdecken.

Margrit Egger 
Szenen aus Peru
Die vielen Schichten der Wahrheit

Marianne Reifers   
Die Menschen lügen. Alle.                                                                          

Hella Sodies   
Predigen ohne zu lügen                                                                              

Moni Egger    
Was ist wahr?
Von der Kraft des Mythos
Diesen Beitrag lesen

Nesina Grütter  
«Oh, Orakel!»
Das Deuten von Daten

Veronika Jehle 
Lügen zerstören
Erfahrungen in der römisch-katholischen Kirche

Tania Oldenhage
16 oder 1000 Jahre alt
Else Lasker-Schüler und das Alter


Editorial

Simone Rudiger

«Du sollst nicht lügen!» – Könnte zu den zehn Geboten gehören. Könnte, denn es ist nicht Teil davon, auch wenn viele das meinen. Lügen vergiften das Zusammenleben: Lügt dich eine Arbeitskollegin an, vertraust du ihr nicht mehr. Kinder sind meist hell entsetzt, wenn sie merken, dass Erwachsene es mit der Wahrheit nicht ganz genau nehmen. Von Menschen an Machtpositionen erwarten die meisten, dass sie integer und ehrlich sind. Fehler machen alle, aber lügen geht gar nicht. Einer der Tiefpunkte im Zusammenhang mit den aufgedeckten Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche war für mich der Moment, als die Öffentlichkeit Bischöfen und selbst dem emeritierten Papst beim Lügen zusehen musste.

Der Vertrauensverlust in Behörden, Politker:innen und Medien hat in den letzten Jahren zugenommen. Das hat damit zu tun, dass es welche gibt, die ungestraft lügen können, was das Zeug hält. Aber auch damit, dass andere wiederum behaupten, die Medien zum Beispiel verbreiteten lauter Unwahres – Stichwort «Lügenpresse».

Mit Lügen und Lügen über angebliche Lügen wird der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet, weil man einander nicht mehr über den Weg traut. Institutionen, die einst als durch und durch glaubwürdig galten, sehen sich einer Gesellschaft gegenüber, die voller Misstrauen ist. Das aktuellste Beispiel an Erschütterung sind durch Künstliche Intelligenz erstellte Bilder oder gefälschte Nachrichtensprecher:innen, die nur mit aufwendigsten Methoden als fake, unecht, entlarvt werden können: Nicht einmal mehr Bilder können unangefochtene Belege der Wahrheit sein. Was diese Verunsicherung mit Gemeinschaften und Gesellschaften macht, ist nicht abzusehen.

Auch eine zu einseitige Dokumentation von Geschehnissen kann zur Verzerrung von Wahrheit oder gar Lüge werden: Um dies an einem aktuellen Beispiel zu illustrieren, drucken wir in diesem Heft Bilder der peruanischen Fotografin Ninoska Montufar Becerra ab. Sie schaut mit einem anderen Blick auf die unruhigen Zustände ihres Heimatlandes.

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