Inhaltsübersicht
Für die einen eine selbstbestimmte, vielleicht emanzipatorische Entscheidung, um andere Aufgaben und Vorhaben zu gewichten. Für die anderen ein schmerzhafter, unfreiwilliger Prozess, den Lebensumständen oder der Biologie geschuldet – ist es mit der Kinderlosigkeit bzw. der Kinderfreiheit so eindeutig?
Welche Prozesse durchleben Frauen, Menschen mit Uterus rund um die Frage nach dem «eigenen Kind»? Wie kam es in der eigenen Biografie zum Lebensentwurf ohne Kind und wie ist der «Altersblick» darauf? Was brachte und bringt diese Lebensform an Freude, Freiheit, Neid, Schmerz, Wut, entspannter Gelassenheit, Unabhängigkeit, Gefühlen von Scheitern etc. mit sich? Welche Vorbilder und Framings stellen unterschiedliche Kontexte, Religionen und Kulturen rund um Kinderfreiheit zur Verfügung und wo wird Stigma spürbar? Welche feministischen Verschiebungen in Normen, Strukturen und Institutionen wären aus der Sicht von Menschen ohne Kind nötig? Darüber wollen wir ins Gespräch kommen. Vier Frauen unterschiedlicher Generationen und Hintergründe – alle kinderlos oder kinderfrei – erzählen einander aus ihren Erfahrungen und kommen in den Austausch.
Über das ganze Leben
Kinderlose / kinderfreie Frauen im Gespräch
Faktisches
Feministin mit unerfülltem Kinderwunsch
Regretting motherhood
unfreiwillig kinderfrei
Fehlgeburt
Keine Wahl …
Kinderlos in der Bibel – am Beispiel von Hanna
Editorial
Laura Klingenberg
«Willst du keine Kinder»? An dieser Frage kommen Frauen* zwischen 30 und 45 ohne Kinder kaum vorbei. In unserer Gesellschaft ist es schwierig, sich einer persönlichen Auseinandersetzung und oftmals auch einer immer wieder erneuten Stellungnahme dazu zu entziehen. Wer Kinder hat, muss sich nicht erklären, wer keine Kinder hat, hingegen oftmals schon. Dies kann dem Thema eine grosse Schwere verleihen.
Wir sprechen in diesem Heft mit Frauen* über ihre Kinderlosigkeit oder ihre Kinderfreiheit. Dabei ist es uns wichtig, dass sich diese Frauen* nicht erklären »müssen», sondern, dass wir ihren Stimmen Gehör verleihen. Stimmen, die hoffentlich dazu beitragen, immer mehr Menschen darin zu sensibilisieren, dass ein Leben mit Kindern nur einer von vielen Lebensentwürfen sein kann. Stimmen, die aber auch zu sensibilisieren vermögen, dass ein Leben ohne Kinder manchmal frei gewählt ist – und manchmal nicht. Dafür haben wir zum Gespräch eingeladen. Vier Frauen* erzählen aus ihrem Leben und darüber, wie es sich entwickelt hat. Vier Frauen* erzählen und reflektieren gemeinsam über ihr kinderloses oder kinderfreies Leben. Dieses Gespräch steht im Mittelpunkt dieses Hefts.
Viele Themen wurden dabei angeschnitten, andere kamen nicht zur Sprache. Dem wollen wir Rechnung tragen. So finden sich neben dem Hauptartikel kurze Texte, die weiteren Erfahrungen von Frauen* rund um Kinderlosigkeit oder Kinderfreiheit Raum geben.
Sie berichten anonym über ihr Erlebtes. Zahlen und Fakten, ein bibelwissenschaftlicher Einblick sowie ein Bericht zu Filmen, die sich mit dem Thema «Regretting Motherhood» beschäftigten, weiten die Auseinandersetzung zusätzlich aus.
Besonders schön finde ich, dass das Heft durch die Kunst von Moni Egger, eine unserer Redaktorinnen, kreativ ergänzt wird. Ihre Bilder zeigen auf bewegende Art ihre ganz persönliche physische Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderlosigkeit, gestaltet mit ihrem letzten Menstruationsblut, Kohle und Kreide.
Möge diese FAMA dazu beitragen, das Tabu um diese Themen zu brechen und auf feinfühlige Art miteinan- der ins Gespräch zu kommen!