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Inhaltsübersicht

„Die liebe Familie“ – ein beliebtes Sujet für Melodramen und Sketches und dennoch bei vielen hoch im Kurs. Familie geniesst nach wie vor einen hohen Stellenwert. Aber wehe, es sollte politisch was zu ihrer Unterstützung durchgebracht werden oder es melden auch Flüchtlinge ein Recht auf Familienleben an. Kompliziert wird’s, wenn Menschen neue Familienbande begründen, sich durch neue Zugehörigkeiten definieren. Das fordert nicht nur die Kirchen mit ihrem traditionellen Familienbild heraus, sondern auch die Gesetzgebung. Wie wenn das nicht schon genug wäre: Auch unter Feministinnen wird gehörig gestritten, wer dazugehört und wem Solidarität gebührt. Grund genug für die FAMA, „der“ Familie auf den Zahn zu fühlen.   Tania Oldenhage Heilige Familie Flucht in Bildern Dominique Zimmermann Care-Gemeinschaften statt Familie Jeannette Behringer, Barbara Schmid-Federer Nachholbedarf in der Familienpolitik Bilanz einer Nationalrätin Stephanie Klein Christliche Familie Vom Ideal zu neuem Verständnis Esther Imhof Frauen und Flucht* Familiengeschichten im Asylzentrum Iwona Kocjan Solidarität unter Frauen Neue Allianzen nach «Global Sisterhood» Geneva Moser Familienerfahrungen Frauen im Gespräch * Dieser Artikel ist auf famabloggt.wordpress.com


Editorial

Sabine Scheuter Mit wem hast Du Weihnachten gefeiert? Wenn meine Kinder auf diese Frage hin anfangen zu erklären, wer alles zu ihrer Familie gehört, wird es kompliziert. Von Halbschwestern ist da die Rede und von Stiefbrüdern, von Stiefmüttern und weiteren Kindern, die nicht mit ihnen verwandt sind, aber dennoch irgendwie dazugehören. Wenn der Überblick verloren geht, hilft manchmal eine Zeichnung weiter. Im Alltag ist unser System überschaubar. Wir leben zu dritt als sogenannte «Einelternfamilie». Wenn solche Familien von konservativer Seite als «Rumpffamilie» bezeichnet werden, halte ich dem gerne die Definition des Verbandes Pro Familia entgegen: Familie ist, wenn sich zwei Generationen aus demselben Kühlschrank bedienen. Neue Familienformen wie Eineltern-, Regen- bogen- und Patchworkfamilien sind heute schon fast eher die Regel als die Ausnahme. Dem will auch die Politik mit einer Modernisierung des Familienrechts Rechnung tragen. Die «Ehe für alle» steht weit oben auf der politischen Agenda und hat gute Chancen, im Volk eine Mehrheit zu finden. Unter Kirchenmitgliedern sind die Meinungen gespalten. Konservative Kreise bemühen auch die christliche Tradition, um die traditionelle Familie, sprich das bürgerliche Familienbild, zu verteidigen. Biblisch be- gründen lässt sich dies allerdings kaum. Dazu taugen weder die patriarchalen, teilweise polygamen und meist sehr konfliktreichen Familiensysteme, die uns im Ersten Testament begegnen, noch die Familienbilder, die wir im Zweiten Testament antreffen: Von seiner Herkunfts- (und Patchwork-) Familie distanzierte sich Jesus, und eine eigene Familie hat er, wie auch Paulus, nicht gegründet. Auch aus feministischer Sicht ist der Familie gegenüber Vorsicht geboten. Denn für Frauen (nicht aber für Männer) ist die Familiengründung immer noch Gleichstellungs- und Karrierekiller Nummer eins. Dennoch ist Familie etwas, wovon viele Frauen und Männer träumen und was viele von uns in ihrem Leben konkret realisieren. Sich zueinander gehörend zu fühlen und verlässlich für einander zu sorgen sind Werte, aus denen sich Familie in ihrer ganzen Vielfältigkeit neu denken und wertschätzen lässt. Auch in der Theologie finden sich dazu Anknüpfungspunkte. Wir wünschen viel Spass auf den Spuren von Familie.