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Inhaltsübersicht

Das Kloster – spiritueller Ort, gesellschaftlicher Ort, fremder Ort. Belächelt von aussen, bemitleidet ob des selbstauferlegten «Verzichts», der Askese und des Gehorsams. Jahrhundertealter Ort von Bildung. Ort besonderer Gemeinschaft von Frauen, von Aufbruch und Zukunftswissen: Naturnahe Bewirtschaftung, ethische und spirituelle Führung, generationenübergreifendes Wohnen, nachhaltige Produktion. Und doch auch: Ort von Missbrauch. Schrumpfende Gemeinschaften, steigende Durchschnittsalter. Leerstehende Gebäude. Wie weiter mit den Klöstern? Was ist die Rolle von Klöstern, was ist ihre besondere Bedeutung heute? Wie können sie als spirituelle Orte erhalten, mit neuem Leben erfüllt werden? Wie gestalten mutige Frauen Traditionsabbrüche und Traditionsaufbrüche?

Irene Gysel
Schwestern
Frauenklöster in der Reformationszeit

Veronika Henschel
Im Dienste der Menschen
Ägypten: Besuch in einem fast gewöhnlichen Kloster
Artikel auf dem blog lesen

Gabriele Helmer
Steinige Wege, neue Pfade
Ein buddhistischer Nonnenorden im Aufschwung

Geneva Moser
Der die das Hund
… oder einige Fragen zu Geschlecht und Klosterleben

Sr. Juliana Seelmann
«Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen»
Kirchenasyl in der Praxis

Hildegard Schmittfull
Armut, Gehorsam, Keuschheit
Die Evangelischen Räte heute

Doris und Silvia Strahm
Staffelübergabe
FAMA im Gespräch


Jeannette Behringer
Auf dem Weg zu einer Tagung betrete ich ein ehemaliges Kloster der Franziskanerinnen, im Zentrum einer kleinen Gemeinde, mit wunderbarem Blick bis zum Horizont. Schon beim Eintreten atme ich Vergangenheit und Zukunft: Wunderbar restaurierte Räume, die einen kahl, die anderen mit Instrumenten. Die Tische in unserem Seminarraum unter schrägen Decken stehen auf buckligen Holzböden, die Stifte kullern abwärts. Auch dieses Kloster, längst aufgegeben durch die Ordensgemeinschaft, suchte seine neue Bestimmung. Oder eben gar keine mehr, abgerissen sollte es werden. Bis jemand auf die Idee kam, das «Abrissbudget» in den Aufbruch zu stecken. Heute findet dort Gemeinwesen statt, der Chor singt, die Musikschule übt, das Kino hält Einzug. Theater hat Raum. Leben ist wieder eingezogen. Gestaltet durch neues Zusammenwirken.

Dennoch: Ist das die Zukunft, die wir wünschen (sollen)? Auch wenn Gebäude erhalten und sogar Verwendung für neue Formen des Zusammenlebens gefunden werden: Die Ordensgemeinschaft, die Gemeinschaft der Frauen, ihr geistliches Leben ist in dieser Form hier zu Ende. Ich bin hin- und hergerissen. Muss es nicht so sein – ist dieses gemeinsame Kontemplative nicht überholt, und bergen gerade auch Frauenorden nicht auch schwierigste Geschichte? Und wie sieht die Situation in anderen Religionen aus? Gleichzeitig, so bin ich überzeugt, ist das Neue unbedingt zu versuchen, wenn auch nicht um jeden Preis. Rechtzeitig und mit vereinten Kräften entstehen auch neue Chancen in anderen Gewändern. Ein anderes Kloster, über das ich lese, plant seit vielen Jahren eine andere Zukunft. Diese Schwestern suchen die Kooperation, bauen um und öffnen sich für Bedürfnisse der Welt da «draussen», indem Wohnungen und neue Begegnungsorte entstehen. Profan? Nein. Ich wünsche mir, dass daraus neue Quellen werden, Chancen für Spiritualität, die auf Fragen nach Transzendenz, Tiefe, Leben, Gehalten-Sein Antworten geben. Ich wün- sche mir Menschen mit Weitblick und Mut, ins Offene zu gehen.

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